Stromstaffel 2025

Diesmal kommt das Beste zum Beginn. Drei Staffeln. Neun Steuerleute (obwohl fünf weitere in der Einser-Partie rudern). 36 Ruderinnen und Ruderer. Davon nur drei Freunde. Der Verein summt und brummt ab 9:00 wie ein Bienenstock. Für einen Donauverein ist die Stromstaffel nicht nur eine Fetzengaude, sondern auch das Heimspiel schlechthin.
Dabei erlebt wirklich jede und jeder eine Geschichte. Wenn es zudem eine sog. „gute Geschichte“ sein soll, müssen die Heldinnen und Helden zumindest ein bisserl leiden. Wer im Renntempo rudert, hat also von vornherein eine sehr große Chance, eine solche „gute Geschichte“ zu erleben. Wer das an einem nasskalten und windigen Herbsttag tut, hat seine Chancen noch verbessert. In einer sogar „sehr guten Geschichte“ muss obendrein zumindest die Möglichkeit bestehen, dass etwas kaputt geht. Wer also im Renntempo an Kreuzfahrtschiffen vorbei und über Buhnenreihen rudert, dem eröffnet sich eine ausgezeichnete Chance, eine solche „sehr gute Geschichte“ zu erleben.

Bekommen wir jetzt eine Geschichte?

Staffel Drei kämpft sich wacker die Donau hoch. Vor allem in den ersten beiden Booten sitzen viele Teilnehmerinnen noch nicht lange im Ruderboot – und einige schon lange (oder schon lange nicht mehr). Als Fitnessnachweis reicht ein von Schlingpflanzen befreites Wochenendhaus, wer in der Seuchensaison einspringt, ist willkommen. Der Fünfer bekommt die stärkste mögliche Besatzung, nach Greifenstein ist es weit. Schlussendlich erlebt jede und jeder zumindest die erste Regattageschichte – mit Blick auf die Gesichter lässt sich erkennen, dass es keine ganz schlechte Geschichte ist.

Die Zweier-Partie beginnt mit Kawumm. Unsere Tullner Gäste Robert und Monica (bekannt als Herr und Frau Hauck) begeben sich mit Kochi auf einen wilden Ritt, der wird mit Platz zwei in der Dreier-Wertung (noch vor Normannen Boot 1) belohnt. Den Veranstalter veranlasst das später zum klugen Tipp, die Dreier zu tauschen. Das machen wir nächstes Jahr natürlich gern – sollte es dann Probleme mit der Frauenquote geben (nur für den Fall, dass wer zählen kann), verweisen wir gern auf die Empfehlung.

Auch der Vierer muss vor den Vorhang, nicht nur für Teilrang sechs. Sein ausgezeichnet gelaunter Steuermann findet nicht nur die perfekte Linie, sondern bei der Siegerehrung auch mehr als genug Leute, die doch auch noch mitfahren könnten. Immerhin sind sie jünger als er. Und Recht hat er. Jünger als 85 sind viele.

Schlussendlich liefert der Fünfer den gewohnt souveränen Auftritt. Das macht in Summe Platz fünf. In jener Gruppe, die nicht mit dem Sieg spekuliert, kommt der nächste Platz erst vier Minuten dahinter. Ganz ehrlich – so fit will ich bleiben.

Die Reise der Einser-Partie beginnt leider mit einer Fehleinschätzung des Begriffs „Wettkampf“ durch einen stromabwärts gelegenen Verein, der sich gar plötzlich überholt sieht und den Weg der goldenen Mitte – jener des Stroms – ohne postalische Depesche nicht finden will. Auch hinsichtlich unserer Mannschaft könnte die Fehleinschätzung nicht größer sein. Monis Vorfahren haben ihre Boote einfach geschultert und in Richtung Ostsee getragen, wenn die Wolga nicht mehr schiffbar war. Norbert ist schon Rennen gefahren, da war noch Ronald Reagan US-Präsident. Und Sarah konnte als zahnendes Baby an einer kühlschrankkalten Olympiasilbernen nuckeln. Wie kommt Ihr auf die Idee, dass das Eure neuen Montessori-Pädagogen sein könnten? Das Resultat der kreativen Steuerkünste sind laut mitgeführten Garmins 1:40 Stillstand, die feixende Vorbeifahrt der ihrerseits zuvor auch nicht mit höchster Ausweichdisziplin gesegneten Alemannen – und 1:50 Rückstand auf die wirklich stark besetzten Piraten.

Der Vierer verdankt seinen Start dieses Jahr Ibuprofen und Kinesiotape und fährt eine Nuance verhalten. Andererseits trifft Ingo eine Ausgabe der Ideallinie. Das führt zu 16 zusätzlichen Sekunden und also 2:06 Gesamtrückstand auf die Staffel der Piraten.

Im Fünfer kann noch was gehen, die Piraten sind offenkundig „front loaded“, wir haben hingegen versucht, möglichst gleichmäßig starke Teams zu bilden. Kämpferisch brettern Hannes, Doris Stefan, Birgit und Stefanie über Stock und Stein die Donau hinauf. Das geht mal gut und mal weniger, aber da geht’s eben um was. Kurz vor dem Ziel werden sie von zwei lustig aus der Schleuse startenden Passagierschiffen fast randvoll befüllt – da sind die Piraten schon im Ziel. Es verbleiben 58 Sekunden Rückstand auf eben jene Piraten, zudem sind 25 Sekunden auf die Grün-Weißen aus Korneuburg entstanden.
Adam Riese hätte da einen Verdacht gehabt: 1:40 ist deutlich mehr als das.

Wenns voll laaft, laafts auch voll!

Als um die Gesundheit besorgter Veranstalter ist man dann bei der Siegerehrung der Ansicht, die Anwesenden sollen nicht „einfach wild drauflos .udern“ (nein, kein „k“, kein „s“ und auch kein „r“). Als hoch erfreuter Sieger vertritt man den Standpunkt, „Racing Incidents“ mögen sich die Beteiligten lieber untereinander ausmachen. Zugegeben ein Zugang zum Thema, wenn auch zumindest im zweiten Teil nicht der des Vorjahres. (Hinsichtlich anderer empfohlener Praktiken sind keine vorjährigen Standards erinnerlich.)
Als Giveaway gibt es 2025 übrigens Flaschen, die eine zum Trinken unpraktisch große Öffnung haben. Das ist stimmig und gut. Wenn bald die Jahreszeit kommt, wo es beim Rudern bisweilen kalt ist, muss ich eh immer schrecklich lulu.

Ergebnis:

Richard, 19.10.2025