Wanderfahrt an die Mosel oder die Suche nach dem trockensten Wein

Wanderfahrt mit Rookies

Das böse „C-Wort“ hat im heurigen Jahr unser aller Leben gewissermaßen ins Ungewisse gestürzt, für uns Ruderer hieß das, Regatten und Sternfahrten wurden abgesagt und auch die An- und Abmeldungen zur Wanderfahrt ließen unseren lieben Fahrwart im Ungewissen, ob die Reise an die Mosel überhaupt stattfinden könne.

Aber wenn es sein soll, dann finden die Dinge ihren Weg. Ich sitze also gemütlich vor dem Computer, durchforste die Liste der (abgesagten) Regatten auf der Suche nach einem Trainingsziel und stoße auf die Information zur Wanderfahrt an die Mosel. Mosel? Ich weiß, zwar, dass es sich um einen Fluss handelt, der irgendwo in Deutschland in den Rhein mündet, aber wie sieht es denn dort aus? Eine schnelle Google-Suche lässt mein Herz für Burgen, Schlösser und idyllische Landschaften gleich höher schlagen, als plötzlich das Telefon läutet: „Hallo, Sarah! Wir hätten noch einen Platz frei auf unserer Wanderfahrt, möchtest du nicht mitfahren? Die Mosel ist ein wunderschöner Fluss und eine wunderbare Weingegend…!“

Wenn das Universum ein Zeichen gibt, dann kann es wohl deutlicher nicht sein, aber eine Wanderfahrt? Ist das denn etwas für mich? In unsinkbaren C-Booten durch die Gegend zu plätschern, ist nicht gerade meine Vorstellung von einer Woche Rudern, da bin ich aus diversen Trainingslagern doch anderes gewohnt. Ich mag es gerne schnell – kurz und knackig, könnte man sagen. Aber was soll’s, mein Historikerherz gewinnt die Überhand: Trier, Koblenz, die kleinen Weinstädtchen und der Anblick der Burgruinen überzeugen dann doch relativ schnell. Ich lasse mich also ein auf das Abenteuer und finde mich damit ab, dass Rudern eben nicht immer nur ein Hin-und-Her-Schottern ist.

Anreise: Regensburger Ruderklub und die steinerne Brücke

  1. Etappe: über Saarburg nach Trier (48 km, 4 Staustufen) und von der Saar auf die Mosel
  2. Etappe: von Trier nach Pöllich, 22 km mit Stadtbesichtigung
  3. Etappe: von Pöllich nach Bernkastel-Kues (41 km, 2 Staustufen)
  4. Etappe: von Bernkastel-Kues nach Zell (40 km, 2 Staustufen)
  5. Etappe: von Zell nach Treis-Karden (49 km, 2 Staustufen)
  6. Etappe: von Treis-Karden nach Koblenz (37km, 2 Staustufen)
  7. Etappe: von Koblenz über die Moselmündung und das Deutsche Eck auf dem Rhein nach Neuwied (19 km, 1 Staustufe)

Insgesamt: 256km

Die Anreise führte uns – noch mit dem Auto – über Regensburg, wo wir zum Sommerfest des Regensburger Ruderklubs eingeladen waren. Ein köstliches Spanferkel gab es da zu kosten und eine riesige Bootshalle zu bewundern. Gute Musik und äußerst freundliche Gastgeber boten uns einen wunderbaren Abend, den einige von uns noch mit einem Spaziergang an die steinerne Brücke ausklingen ließen. Am nächsten Morgen freuten wir uns schon am Nachmittag die Boote ins Wasser zu lassen und die ersten paar Kilometer nach Mettlach zu unserem eigentlichen Startpunkt zu rudern. Die erste Schleuse konnten wir dabei auch gleich noch ausgeruht bewältigen und lernten dabei, uns nicht zu dicht an den Auspuff eines großen, weißen Dampfers zu hängen.

Die ersten paar Kilometer waren ja nicht ernst zu nehmen, daher freuten wir uns schon auf die erste richtige Fahrt. Schnell zeigte sich, dass eine Wanderfahrt doch nicht unbedingt ein ruhiges, gemütliches Rudern sein muss, es gilt (bei einigen) doch wiederum als erster an der Anlegestelle anzukommen – oder zumindest im Doppelzweier wenigstens gleichzeitig mit den Vierern einzutreffen. Die Mittagspause bot in Saarbrücken einen wunderbaren Blick von der Burg hinunter auf die anderen, die das Ambiente lieber rastend von unten genossen. Gegen Ende – man darf erwähnen, dass der Zweier seinen in der Mittagspause ergatterten Vorsprung nicht wieder hergeben wollte – zeigte sich die Mosel gegenüber der beschaulichen Saar von seiner Partyseite. Im Wind zischten Segelboote vor Schleppern und Touristenschiffen hin und her und zwischendrin im Wellenchaos kämpften sich die drei Ruderboote durch die Wellen.

Doch die Mosel kann auch ruhiger, wenn der Wind sie nicht so aufpeitscht, der erste heiße Tag erwartete uns und führte uns schon über einige beeindruckende Schlingen nach Pöllich. Die Weinberge, die wir schon länger erwarteten, ließen noch bis zum nächsten Tag auf sich warten. Es wurde uns nicht zu viel versprochen und vor allem die letzte Kurve nach Bernkastel-Kues stellte sich durch den Anblick des Riesenrades in dem beschaulichen Örtchen als etwas ganz Besonderes dar. Noch erstaunlicher war dann Bernkastel selbst, dessen bezaubernde Fachwerkshäuser Besucher alle paar Meter in Staunen versetzen. Leider war uns hier nur ein Abend vergönnt, doch auch Zell konnte uns mit verwinkelten Gassen, ausgezeichnetem Essen und besonders gutem Eis beeindrucken.

Die Burg Eltz, Treis-Karden und das Stift zeigte sich in strahlendem Sonnenschein von seiner idyllischsten Seite. Die Hitze, die mittlerweile das Wetter bestimmte, war nur durch regelmäßiges Baden zu ertragen. Welch ein Glück, dass man beim Rudern so nah am Wasser ist und man die Trinkpausen auch für einen kühles Fußbad nutzen kann. Überhaupt lernt man den kühlenden Schweiß zu schätzen, wie auch nasse Handtücher, die die Trinkflaschen kühlen und nasse Kappen und überhaupt gleich nasse Haare, die uns in der prallen Sonne ein wenig Kühlung verschafften.

Die nächste Etappe nach Koblenz war zwar nicht die längste, aber aufgrund der Hitze und der massenhaften Motorboote die wohl anstrengendste. Auch das Bezwingen des steilen Hügels hinauf zum Ruderverein war ein letzter schon fast grausamer Kraftakt für unsere müden Muskeln und blasengequälten Hände. Dafür bescherte uns der nächste Tag ein wenig Regen, ein paar Johannisbeeren, während wir auf die letzte Schleusung warteten und dann noch ein paar interessante abschließende Kilometer auf dem Rhein.

Von der Donau so einiges gewöhnt und von der ruhigen, kaum fließenden Mosel so verwöhnt, schickte uns der Rhein mit seiner Strömung und seinen Wellen gewissermaßen wieder nach Hause. Auch die vielen Schlepper und Schiffe erinnerten uns an die Heimat. So ließen wir also den letzten Abend in Koblenz bei einem großartigen Abendessen gebührend ausklingen.

Hochmotiviert am Anfang der Wanderfahrt
Von einer Weingegend in die andere
Idylle
Imposante Burgen
Regelmäßiges Dehnen muss auch sein.
Sooo viel Spaß hatten wir!
So faltet man Ruderboote, damit sie in die Schleuse passen.
Richtige Profis sind wir da geworden.