Das Licht der Sonne, das Blau des Himmels und das Grün der Bäume – alles lässt bereits den nahenden Herbst erahnen. Die 6. und letzte Sternfahrt 2023 geht über die Bühne. Die Vereine bieten angesichts des baldigen Saisonendes alles auf, was zwei Ruderarme hat. 192 Ruderer fahren aus allen Richtungen zum Donauhort. Die Donau ist vom Hochwasser der letzten Tage schlammgrau und strömt selbst in den Staubereichen, wo man sonst gegen das stehende Wasser anrudert.
Donauhort und Piraten versuchen das Unmögliche und starten frühmorgens in Melk – gleich mit einem Achter, damit sie richtig viele Punkte errudern.
Wir sind ambitioniert, aber nicht ganz verrückt und setzen uns mit 70 km ab Stein ein realistisches Ziel.
Die Piraten werden, ob der hochgesteckten Ziele vom Wesentlichen abgelenkt und vergessen bei der ersten Übertragstelle in Altenwörth ihre Kühltasche mit dem Proviant. Nett wie wir sind, nehmen wir die Tasche mit. Vielleicht holen wir sie noch ein – unwahrscheinlich, aber spätestens beim Donauhort treffen wir sie ja.
Bei der Mittagspause im Ruderclub Tulln werfen wir einen Blick rein: kühles Zitronenwasser und Speckbrot. Kein Bier. Also nichts, dem die Crew nicht widerstehen könnte.
In Greifenstein gönnen wir uns ein Bad im Altarm. Da holt uns das zweite Piratenboot ein. Durstig und hungrig jagen sie ihrer Kühltasche nach, die für sie in Altenwörth hinterlegt wurde. Upps! Gut, dass es zivilisierte Piraten sind, sonst wären wir jetzt einen Kopf kürzer☠.
Mit Ausnahme der Stadt Wien, die auch als Boot hohe Wellen schlägt, ist für einen schönen Samstag am letzten Ferienwochenende nicht viel Verkehr auf der Donau und wir sind schnell beim Donauhort.
Die Donauhort-Crew hat fein gekocht und der hauseigene Barista brüht, schäumt und mixt delikateste Kaffeevariationen.
Der kurze Platzregen hält die Spannung bis zur Siegerehrung ein bisschen länger aufrecht. Die Überraschung ist dann nicht so groß. Die Normannen verpassen sowohl bei der Tageswertung als auch bei der Gesamtwertung das Podest. Der Donauhort siegt auf ganzer Länge und hat mit 129 km die längste Tagesetappe geschafft, knapp gefolgt von den Piraten mit 124 km. Die Saisonwertung sieht genauso aus. Jedes Jahr dasselbe.
Gesättigt, leicht angeheitert und müde, sind wir unmotiviert, nochmal ins Boot zu steigen und stromauf zurück in den Club zu rudern. Bleibt uns aber nichts übrig.
Und siehe da, die schönste Fahrt des Tages sind diese 4 km außer Konkurrenz zurück zu den Normannen. Durch den Kanal liegend unter umgestürzten Bäumen durch, rudern wir im Abendlicht durch den schmalen Wasserweg und merken wieder einmal, dass wir nicht wegen Punkten, Preisen und Pokalen rudern, sondern für diese wertvollen Momente des Ruder-Glücks, die uns dann widerfahren, wenn wir am wenigsten damit rechnen.
Isabella, 3.9.2023
Fotos: Tanya, Wilfried, Walter