I have a Dream ….

So oder so ähnlich muss es Hannes im Kopf gehabt haben, als er am Plan für die 5. Sternfahrt an der Donau gearbeitet hat. Zunächst hat er drei Ziele definiert.
1) Er möchte eine Sternfahrt gewinnen, (der letzte Sieg der NOR war ja 2016),
2) die weiteste Fahrt rudern,
3) die Wertung für meisten Teilnehmer gewinnen

Dazu hat er die Statistiken der letzten Jahre studiert und errechnet, mit wieviel Punkten man in Stein gewinnen kann. 2019 sind wir ja auf dem 2. Platz gelandet. Dann noch, wie man die weiteste Fahrt anlegen kann. Nächster Schritt: Vereinsmitglieder für das Vorhaben gewinnen.
Für einen Sieg sollten ein wenig mehr als 3.000 Punkte reichen.

Für die weiteste Fahrt war schnell die Idee geboren von den Normannen aus hinauf nach Stein zu rudern. Wenn dann noch Zeit bleibt, weiter bis Dürnstein. Sofort haben Monica und Doris begeistert zugesagt, wobei beide so etwas weder gemacht noch eine Ahnung hatten, was das bedeutet. Meine Versuche allen das auszureden waren wenig erfolgreich, so musste ich letztendlich auch mitmachen. Dann konnte Hannes noch Birgit ins Boot holen. Also der 5er steht (hier ein Dankeschön an die LIA für das Boot). Spontan haben sich glücklicherweise dann noch Richard, Yvonne und Ingo im 3er angeschlossen.
Parallel haben Walter und Hannes S. noch 2 Boote mit Erich K, Walter W., Ulrike S., Wolfgang D., Wolfgang L, Hannes W., Willi S. und Isabelle U. organisiert, die von Pöchlarn aus starten, um eine hohe Punktezahl zu garantieren.

Die letzten Tage vor der Sternfahrt hat Hannes noch versucht rauszufinden, was die anderen Vereine für eine Strategie für Samstag vorhaben. Es lag der Verdacht nahe, dass die DOH auch vom Verein aus starten und damit die weiteste Fahrt gewinnen. Daher eine kleine Planänderung. Wir fahren von NOR weg noch 2 km stromab und dann wieder rauf.

Samstag 27.7. Treffpunkt 5.30 im Verein. Start um Punkt 6:00 vom Floß wegrudern, runter in Richtung Kuchelau. Bei 1936 eine Wende und wieder rauf bis Greifenstein. Das Übertragen klappt perfekt, trotz verschlammter Rampe. Auch die weitere Fahrt Richtung Tulln geht zügig voran und wir können Zeit gegenüber des von Hannes akribisch ausgearbeiteten Ruder- und Pausenplanes gutmachen. Bei 1965, dort ist der Tullner-Ruderverein, machen wir kurz Rast. Hier kommt uns ein Pirat 4er entgegen. Aha, also haben die auch die weiteste Fahrt im Visier. Sichtlich beunruhigt nehmen sie uns und wir sie zur Kenntnis. Sie sind uns zwar ca. 20min voraus, haben aber einige Kilometer weniger.
Dann kommt die eher mühsame Etappe bis 1981 zur Übertragung KW Altenwörth. Die Hitze baut sich langsam aber stetig auf und unsere Flüssigkeitsaufnahme steigert sich. Zum Glück hat Monica eine Freundin in Altenwörth, die genau bei der Übertragungsstelle wohnt. Sie bringt uns frisches kaltes Wasser und Eis für unsere Mittagsrast.

Die Übertragung ins Oberwasser ist einiges schwieriger und anstrengender als erwartet, weil sich der Reifen unseres Transportwagerls ständig von der Felge wuzelt. Mit vereinten Kräften gelingt es uns das Boot Bergauf zu schleppen, ziehen, tragen. Im Oberwasser treffen wir wieder auf die gut gelaunten Richard, Yvonne und Ingo, die grade losrudern.
Leider habe ich mittlerweile Krämpfe in beiden Oberschenkeln und ich fürchte ich muss aussetzen. Ich versuche nur mit dem Oberkörper und Händen den Schlag vorzugeben, was aber jämmerlich misslingt. Zum Glück hat Monica einen Magnesiumshot mit und nach einigen Minuten verschwinden die Krämpfe wieder.

Die letzten 23 Kilometer sind echt zäääähhhh und wir versuchen uns gegenseitig an den vorbeiziehenden Kilometertafeln zu motivieren, in dem wir jede bekannte Zahl mit Familienereignissen in Verbindung bringen. Auch die Schifffahrt ist erwacht und macht das Rudern nicht angenehmer. Hannes steuert bereits mehr als 8h perfekt durch die Donau. Endlich, bei Kilometer 2003 ist das Floß vom Steiner Ruderklub auf der linken Donauseite in Sichtweite. Alle sind plötzlich wieder gut drauf und die Schmerzen in Händen und Hintern werden ignoriert. Es ist 20min vor 16:00. Da geht doch noch was. Hannes rechnet schnell die Kilometerzeiten nach. Also 2 Kilometer rauf und wieder runter sollten sich noch ausgehen. Mit einer 500m Zeit von 3min gegen die Strömung beschleunigen wir noch ein letztes Mal, dann die ersehnte Wende bei 2005 und wir lassen uns zurücktreiben.
Nach 10 Stunden rudern sind wir endlich am Ziel. Wird unsere Anstrengung reichen? Wo sind die DOH geblieben?

Alle unsere Boote sind schon da. Dank der extra Kilometer am Anfang und am Ende kommen wir auf auf knappe 74km, davon nur 4 Stromab. Ingos Boot nicht viel weniger. Die 2 Boote, die in Pöchlarn gestartet sind haben ebenfalls eine großartige Kilometerleistung hingelegt und das bei sehr unruhigem Wasser in der Wachau, wegen der Wochenendschifffahrt.

Beim ersten Durstlöschen treffe ich auf Evelyn von DOH. Sie erklärt mir, dass die DOH wegen der zu erwartenden Hitze den Plan geändert und nur die Variante durch die Wachau gewählt haben. Die Alemannen wählten ebenso wie wir den Weg stromauf, sind aber einige Kilometer weniger gerudert.
Es wird spannend. 14 Vereine waren dabei. Zuerst gibt’s die Preise für die erfahrenste Ruderin und Ruderer. Hier kann wie üblich Evelyn DOH den Preis einheimsen. Für die NOR gewinnt Will S. Beide sind schon über 80 und immer noch so aktiv.

Nächster Preis geht an den Verein für die meisten Teilnehmerinnen. Hier können sich die Alemannen mit 23 Starterinnen durchsetzen.

Es wird spannend. Nun der Preis für die weiteste Fahrt. Sieger mit 218 Punkten, pro Person, ist unser Boot. Die Freude ist überwältigend und mit leichten Tränen in den Augen gratulieren wir uns gegenseitig. Unsere bzw. die Rechnung von Hannes ist voll aufgegangen, mit den wenigen Zusatzkilometern haben wir einen hauchdünnen Vorsprung zu den Alemannen Boot rausfahren können.
Es geht weiter. Die Tageswertung wird verlautbart. Beginnend von Platz 14 werden die Vereine aufgerufen. Platz 4 für die Nibelungen, die hier mit nur 2 Booten am Start einen sensationellen Platz erreicht haben. Platz 3, es wird still… Donauhort.

Nun zu Platz 2. Die Spannung steigt ins unerträgliche. Normannen oder Alemannen.
Alemannen 3105 Punkte, Normannen 3195 Punkte. Wir sind Tagessieger. Der Jubel ist groß. Mit nur 90 Punkten Vorsprung gewinnen wir die Sternfahrt. Und wieder beweisen sich die wenigen Zusatzkilometer als Glücksbringer.

Sichtlich gerührt übernimmt Ingo den Preis für den Tagessieg und Hannes für die weiteste Fahrt. Anschließend feiern wir alle noch ausgiebig mit allen anderen Vereinen den gelungenen Abend.

Hier ein besonderes Dankeschön an Hannes S. und alle die an diesem knappen, aber verdienten Sieg beteiligt waren.

Christian, Juli 2024