Rudern bei Freunden

Seeboden 12. – 19. Mai 2024

Trainingslager in billigen Sportheimen mit Stockbetten sind der Normannen Sache nicht. Wir feiern das 25Jahr-Jubiläum unserer allseits beliebten Kooperation mit dem Seehotel Kollers in Seeboden und verbinden unsere Ruderwoche mit einem Vier-Sterne-Wellness-Urlaub.

Es ist Mitte Mai und ein Italientief hängt über Kärnten. Von Montag bis Freitag erwarten uns Regenschauer. Um 6.00 Uhr stehen die ersten Ruderer im Ruderverein Wiking am Seeufer, schauen prüfend in den grauen Himmel und verteilen sich auf Einer bis Fünfer.

Die spiegelglatte Oberfläche des 16°C kalten Sees dampft – das Wasser ist wärmer als die Morgenluft. Zwischen den Bergen hängt der Nebel. Wenn die Wolkendecke kurz aufreißt, blitzen schneebedeckte Bergspitzen durch.

Die traditionelle Morgenausfahrt führt je nach Kondition und Zeit mindestens bis zur historischen Schlossvilla gegenüber Millstatt, wo Woschi, unser Präsident a. D., als Sohn des Kurarztes seine frühen Kindertage verbracht hat.

Wichtig ist, rechtzeitig zum üppigen Frühstücksbuffet zurückzusein. Astrid lechzt schon auf der Hinfahrt nach belebendem Kaffee. Frühsport ist nicht jedermanns Sache.

Der Millstätter See misst gute 11 km von Seeboden im Westen bis Döbriach am östlichsten Spitzl. Die Seedurchquerung unserer Powerpaare Wegenstein und Widholm/Schnell schaut nur auf den ersten Blick wie ein sportlich motivierter Ausflug aus. Sie endet mit einer Rieseneisbecherorgie beim Sittlinger, bevor im Hotel das 6-Gang-Menü serviert wird.

Die Differenz zwischen Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch in dieser Ruderwoche hat trotz zweier Rudereinheiten pro Tag immer ein positives Vorzeichen, was der eine oder andere eher als negative Vorwarnung sieht.

Die uncharmante Begegnung mit einer Waage führt bei einem aus Datenschutzgründen hier namentlich nicht genannten Teilnehmer zur sofortigen Einstellung des Prosecco- und Bierkonsums.

Nur Jasmin lässt das Pendel in die andere Richtung ausschlagen. Sie radelt zwischen den Rudereinheiten ein- bis zweimal um den See, schwimmt eine Runde, verbiegt sich in der Yogastunde und macht noch eine Abendwanderung, während andere an der neu gestalteten Hotelbar den Rudertag Revue passieren lassen.

Die wenigen Stunden, in denen die versprochenen Schauer zeitlich ideal zwischen den Ruderterminen über dem See nieder gehen, vertreiben wir uns mit Saunaaufgüssen, Massagen und einer stilvollen Lyriklesung von Autor und Gastruderer Ewald auf dem Privatschiff der Kollers.

Mit Norbert vom Donaubund haben wir neben unseren Erichs und Willi einen weiteren geprüften Rudertrainer an Board. Damit hatte diese Woche dann doch einen Hauch von Trainingslager.

Damit nicht nur die Muskeln trainiert werden, sondern auch das Hirn, stellt uns der Ruderverein Wiking angesichts der WC-Benützung eine knifflige Denksportaufgabe: verbirgt sich hinter der Tür „Skull“ oder „Riemen“ die richtige Kabine?

Samstag Nachmittag werden die Boote für die Heimfahrt verladen. Die Familie Koch von unseren Kärntner Ruderkollegen Stefan & Julia lädt zum Abschied auf hausgemachten Reindling und Kaffee. Eine Truppe von Damen, die ihre Ruderer begleiten, krendeln mit Mutter Koch die herrlichsten Kärntner Kasnudeln, denen wir trotz baldigen Abendessens nicht widerstehen können. Ein Leben wie im Werbespot: Kärnten – Urlaub bei Freunden!

Sonntag: Abreise. Erstmals seit einer Woche wolkenloser blauer Himmel. Aber wir wollen nicht undankbar sein. Wir hatten – auch wenn es oft nicht danach aussah – perfektes Ruderwetter. Wetterbedingt ist keine einzige Rudereinheit ausgefallen. Es macht keinen Sinn, besorgt in das Wetter-App zu schauen – das Wetter wird am Steg gemacht.