Sollen wir oder sollen wir nicht. Das war die Frage zum InnRiverRace 2024 in Passau. Walter hat die Idee, den C4er aus 2022 wieder zu beleben. Nachdem die good old Masters im 8er und 4er starten, ist unser C4er eine nette Ergänzung.
Vier von uns, also Walter, Ulrike, Birgit und ich sind gleich Feuer und Flamme. Hannes zögert noch, da er die Wetterkapriolen von 2022 noch gut in Erinnerung hat. Schneefall und Graupelschauer hatten ihn damals fast erfrieren lassen. Schließlich lässt er sich dann doch überreden, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Wetterprognose.
Dazu können wir uns vom Passauer Ruderverein einen fast neuen C4er ausborgen und haben damit keine Transportlogistik zu organisieren. Die Wetteraussichten traumhaft, die Stimmung durchwegs positiv. Was kann da schon schiefgehen.
Wir reisen schon am Freitag den 13.04. an, Zimmer beziehen und gleich zum RV das Boot begutachten, einstellen und eine Trainingsfahrt absolvieren. Alles läuft wie geplant. Wir probieren die beigestellten Ruder aus. Nach 300m rudern lege ich platt. Die Ruder sind unmöglich, überdrehen sofort und rasten nicht ein. Den anderen geht es genauso. Zum Glück haben wir eigene Ruder mitgenommen. Also drehen wir um und tauschen alle Ruder aus. Der Tausch macht sich umgehend bezahlt und so ziehen wir gemütlich den Inn aufwärts. Nachdem es ja nur eine Trainingsausfahrt ist, bin ich der irrigen Meinung, dass wir nur die 5,6km bis zum Start raufrudern und dann wieder runter. Ich habe natürlich vergessen, dass ich mit Birgit, Ulrike und Walter im Boot sitze und da ist alles unter 20km keine nennenswerte Ausfahrt. Nun, damit Birgit nicht unrund wird, arbeiten wir uns 10km den Inn hinauf, fast bis Schärding, erst dann dürfen wir endlich wieder umdrehen. Das Wetter und das Wasser sind ein Traum. Wir trainieren noch ein paar „Harte“ und erreichen zufrieden das Floß.
Ab ins Zimmer, duschen und dann zum Abendessen. Dort treffen wir auf die NOR-Masters, die noch von ein paar Piraten für eine Renngemeinschaft unterstützt werden. Also 2 x 4er und einmal 8er (Willi S., Fritz K., Franky R., Thomas M., Christian T., Kurt G., Peter I., Ewald H., Franz F.), dazu noch unser C4er.
Leider sind wir in unserer Altersklasse die einzigen Starter. Die Aussage eines alten Masters, dass anständige Ruderer nicht starten, wenn sie keine Gegner haben, lässt unsere Stimmung und Motivation nicht sinken. Unser Ziel ist eine bessere Zeit als 2022, damals in der exakt gleichen Besetzung.
Samstag der 14.04. Die Rennen starten ab 11:00 Uhr. Unser C4er ist erst am Nachmittag um 14.04 dran. Es gibt 93 Teilnehmerboote. Man muss zuerst 5,6km zum Start den Inn hinaufrudern, dann wird einzeln in kurzen Abständen fliegend gestartet.
Die Stimmung am Campus ist toll. Das Wetter ein Traum, am Rand sind einige Verkaufsstände die ruderspezifische Waren anbieten. Ein großes Bierzelt bietet jede Menge Platz, Getränke und Speisen an. Jetzt nur nichts essen, sonst geht nichts beim Rudern. Also warten wir bis Nachmittag. Um 13.00 Uhr machen wir uns bereit und müssen das Boot wieder einstellen. Eine deutsche Herrn Mannschaft hat das Boot zwischenzeitlich verwendet. Am 3er Ausleger sind die Dollen rechts über links verstellt, weil der Ruderer aus der alten DDR stammt und noch die damalige DDR-Philosophie vertritt.
Zunächst rudern wir bei 24Grad gemächlich Richtung Start. Dort eine Wende um eine Boje und einordnen. Es folgt das strenge Kommando vom Schiedsrichterboot „Ihr könnt scho los, wenns woits!“ aus dem Megafon. Ich beschleunige auf WORP Geschwindigkeit, kurz vor der Brücke dann das Startsignal. Voller Eifer erhöhe ich die Schlagzahl 27, upps das ist zuviel, das halten wir nicht durch, also runter auf konstante 24, Durchschnittszeit 2,04min/500m. Es ist gar nicht so leicht, nicht schneller zu schlagen. Hannes steuert uns souverän dorthin wo die beste Strömung ist, wie wir es am Vortag ausbaldowert haben. Am Horizont erscheint der 8er, der gleich nach uns gestartet ist. Er nähert sich ganz langsam, aber wir können ihn fast bis zum Ziel auf Abstand halten. Unser Wunschgegner ist ein C4er aus Regensburg der direkt vor uns gestartet ist, also mit ca. 1min Abstand. Er ist um eine Altersklasse jünger als wir und natürlich kennt Ulrike alle. Wir kommen näher, aber sie zu überholen gelingt uns nicht.
Ca. 1km vor dem Ziel versuche ich noch die Schlagzahl leicht zu erhöhen. Leider zeigen die letzten 4,5km mit vollem Druck auf den Blättern ihre Wirkung, mir geht langsam der Saft aus. Nach einer gefühlten Ewigkeit, brüllt Walter „nur noch 500m“, uff und ich dachte wir sind eigentlich schon da. Mit letzter Kraft können wir uns noch auf 2,02 min/500m steigern. TUUUT, das erlösende Zielsignal tönt in unseren Ohren. Schweißgebadet bringen wir unsere Rollsitze zum Stillstand. Freudige Erschöpfung macht sich im Boot breit. Wir sind mit unserer Leistung zufrieden. Die ersten Blicke auf die Stoppuhren zeigen eine deutliche Verbesserung. 2022 sind wir mit 23min 59sek ins Ziel gerauscht, heuer mit 22min und 16sek.
Später bei der Siegerehrung bekommen wir doch, obwohl wir keine Konkurrenten hatten, Siegergläser überreicht. Auch dem vermeintlichen Gegner aus Regensburg haben wir 10 Sekunden abnehmen können.
Unser NOR-Mastersteam hat ebenfalls sehr tolle Zeiten errudert.
Rgm. RV Normannen / Wiener RC Pirat Zeit: 19:51,72 1. Platz
Franz Fassl, Christian Tesarik, Ewald Huber, Thomas Musyl
RV Normannen Klosterneuburg Zeit: 20:51,08, 2. Platz
Willibald Stuppan, Peter Inmann, Franz Reil, Fritz Kutmon
Rgm. RV Normannen / Wiener RC Pirat Zeit: 20:11,99, 2. Platz
Willibald Stuppan, Fritz Kutmon, Kurt Galler, Christian Tesarik, Ewald Huber, Franz Reil, Thomas Musyl, Franz Fassl, St. Stefanie Wienkoop
Ein tolles Wochenende, freu mich schon aufs nächste Jahr.
Christian, April 2024