Ein- oder mehrwöchige Wanderfahrten gehören seit Jahrzehnten zum Angebot der Normannen. Sie sind nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern führen auch die Teilnehmer durch (Fluss-) Landschaften, deren Geschichte und Kultur den eigenen Horizont erweitern.
So führte die Normannen-Wanderfahrt 2014 über die Unstrut (ab Rossleben), bei Naumburg weiter auf der Saale und ab Barby noch ein Stück auf der Elbe bis Magdeburg. In 8 Rudertagen wurden von den 10 Teilnehmern aus 5 Vereinen insgesamt 243 km bewältigt; dabei mussten 22 Schleusen passiert werden. Die verhältnismäßig große Zahl der Schleusen muss bei der Fahrtenplanung entsprechend berücksichtigt werden, denn trotz freundlicher Schleusenwärter ist besonders an der Saale jeden Tag wenigsten einmal mit längerer Wartezeit zu rechnen.
Die Unstrut – gelegen im Thüringer Becken (Sachsen-Anhalt) ist der wasserreichste Zufluss der Saale. Zur Schiffbarmachung wurden gegen Ende des 18 Jahrhunderts am Unterlauf– und auch weiter auf der Saale – Schleusen gebaut. Der rege Schiffsverkehr auf Unstrut und Saale kam mit dem Bau der Eisenbahn zum Erliegen. In den letzten Jahrzehnten wurde der Wasserweg für den Freizeitsport entdeckt, für den Wassersport wurden die Schleusen instandgesetzt. Für den Rudersport ist das Ruderrevier Unstrut – Saale – Elbe ebenfalls besonders geeignet. Bei normalem Wasserstand gibt es keine gefährlichen Stellen und trotz der vielen Schleusen fast immer eine – wenn auch geringe – Strömung. Die Unstrut ist beispielsweise mit der Thaya und die Saale mit der Mur zu vergleichen, während die Breite der Elbe schon an die obere Donau zu erinnert.
Die Infrastruktur für den Rudersport ist ausreichend, wenn auch nicht so gut ausgebaut wie z.B. an der Weser. So entsprechen die meisten Anlegestellen nur den bescheideneren Ansprüchen der Paddler. Dafür gibt es wieder einige Rudervereine mit dem gewohnten Anlegekomfort. Besonders hervorzuheben ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in allen Situationen, die einem auf so einer Wanderfahrt unterkommen; sei es bei den Rudervereinen, den Quartiergebern oder einfach von Passanten, wenn wir einmal den Weg zu einer Sehenswürdigkeit nicht gleich finden konnten. A propos Sehenswürdigkeiten: Es gibt in diesem Teil Deutschland so viel davon, dass man im Zuge einer Wanderfahrt nur einige wenige besichtigen kann. Sie geben Zeugnis von der hohen Zivilisation und Kultur, aber auch vom Reichtum über Hunderte von Jahren an Unstrut, Saale und Elbe.
Alles in allem keine sportlich aufregende Wanderfahrt, aber ein besonderes ruderisches Erlebnis auf hohem kulturellen Niveau.
© Fritz STOWASSER, Montag, 16. Juni 2014 um 07:46